Wettbewerbsvorgaben:
Ziel des Planungswettbewerbes war die Ausarbeitung eines Vorprojektes für die Sicherung des Abschnittes der SS 42 des Tonale- und Mendelpasses zwischen KM 223,350 und 224,250 in der Gemeinde Kaltern. Grundlage für die Planungstätigkeit war die derzeitige Trasse der Passstraße, die hinsichtlich der Sicherheit vor Steinschlag zu schützen und hinsichtlich der Kapazität der Straße aufzuwerten ist. Bei der Lösungsfindung musste besonders auf den Landschaftsschutz geachtet werden. Abweichungen von der festgesetzten Trasse waren nur zugelassen, falls diese Verbesserungen in technischer, wirtschaftlicher und landschaftlicher Sicht darstellen oder verkehrstechnisch vorteilhaft sind, insbesondere in Bezug auf die Belastung während der Bauausführung.
Die Baukosten der geplanten Maßnahme durften 10,6 Mio. Euro nicht überschreiten.
Projektlösung:
Die bestehende Mendelpassstraße, die zwischen 1880 und 1885 gebaut wurde, ist entlang des gegenständlichen Straßenabschnittes kurz vor der Passhöhe in die steil abfallenden Hänge eingeschnitten, was eine besondere und einzigartige Charakteristik dieser Straße als Panoramastraße darstellt und erhalten bleiben soll. Der Ausbau bzw. die Sicherung der Straße in diesem Bereich ist sehr schwierig, da eine Verbreiterung aufgrund der Steilheit sowie der örtlichen prekären Standsicherheit der bergseitigen Flanken und aus Steinschlagschutzgründen nur talseitig möglich wäre. Eine solche Maßnahme unter Aufrechterhaltung des Verkehrs wäre nur unter großem Aufwand machbar. Aus diesen Gründen wurde im besonders kritischen Abschnitt zwischen KM 223,4 und 224,1 eine neue Trassenführung in einem bergmännischen Tunnel und eine neue Brücke über die Tamor-Schlucht vorgesehen, wobei die bestehende Straße in diesem Abschnitt als Radweg auf die ursprüngliche Breite der alten Mendelstraße zurückgebaut werden soll. Der bergmännische Tunnel wäre ca. 610 m lang und würde aufgrund der günstigen geologischen Verhältnisse relativ oberflächennah verlaufen. In Tunnelmitte würde ein Fluchtstollen mit der Länge von ca. 24 m, der zum Radweg hinausführt, vorgesehen werden. Unmittelbar nach dem talseitigen Portal schließt eine neu zu errichtende Brücke an, die die bestehende und als Radweg zurückgebaute Straße und die Tamor-Schlucht überquert. Anschließend folgt die Trasse wieder dem Bestand. Bei ca. KM 224,30 endet das Projekt. Damit auch vor und nach dem bergmännischen Tunnel eine Trennung der Radfahrer vom motorisierten Verkehr erreicht werden kann, wird talseitig der bestehenden Straße ein ca. 3 m breiter Radweg vorgesehen, der mittels einer Betonleitwand von der Fahrbahn getrennt ist, und bei sehr steilem Gelände teilweise auf einer Kragkonstruktion geführt wird.
Mit dem geplanten Ausbau soll die historische Straße nicht versteckt werden, sondern deren Charakter trotz der neuen Trassenführung im Tunnel besser zur Geltung gebracht werden. Die Tunnelportale sind vom Tal aus nicht sichtbar, und im Bereich der Tunnelstrecke wird durch den Rückbau der Straßenverbreiterung der Charakter der ursprünglichen Mendelpassstraße wiederhergestellt. Die neue Bogenbrücke fügt sich durch die schlanken Querschnitte gut in das Landschaftsbild ein und ermöglicht somit den Blick auf die historische Bogenbrücke, die weiterhin als Radwegbrücke genutzt wird.
Die Leistungen für den Planungswettbewerb wurden in Planungsgemeinschaft mit ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH durchgeführt.